23 Uhr. Eine Stunde bis zum Finale. Ich werde nicht auf die Straße gehen, die Person, die mir wichtig wäre, shläft schon, wird also nicht da sein. Also bleibe ich auch drinnen und schaue mir die Feuerwerke der Umgebung vom Bürofenster aus an.

Heute kam die offizielle Ladung. Eine mündliche Anhörung. Gleich zu Anfang des Jahres. Ein Termin, an den viel, nein... ein Termin an den alle Hoffnung geknüpft ist. An diesem Tag entscheidet sich so gut wie alles. Der gesunde Menschenverstand sagt einem, wie es ausgehen sollte, aber hey, Gerechtigkeit ist nicht immer Recht und man kennt die ganzen üblen Geschichten, die auf keine Kuhhaut wollen, aber dennoch passiert sind. Es bleibt dabei...hoffen.

Nächsten Dienstag dann also...

Nur zwanzig Minuten mehr und alles wäre vorbei gewesen. Dann wäre der Rauch übermächtig geworden. Das hat man doch nicht ahnen können, hätte es aus der einen Ecke geheißen. Das ist so schlimm, hätten die anderen verkündet. Denen muss ich zumindest recht geben, es wäre schlimm gewesen, aber es hätte zumindest nur eine Person betroffen und dazu noch - und sowas gibt es viel zu selten - die richtige. Aber Nachbarn haben das Feuer bemerkt und die Feuerwehr gerufen. Sie kam ins Krankenhaus. Zwanzig Minuten länger und es wäre zu spät gewesen.

Ein Tisch ist abgebrannt und ein Spielzeug aus Plastik. Die Wände sind schwarz vom Ruß, der auch milimeterdick auf dem Boden liegt. Die Wohnung ist unbewohnbar. In den nächsten Tagen kommen Gutachter um sich alles anzuschauen. Und es gibt einen letzten Rettungsversuch einer Person, die meint, dass auf sie gehört wird. Weihnachten ist vorbei, es gibt keine Wunder mehr, also wird auch das nichts bringen.

Von all dem weiß ich offiziell nichts. Die für meine Ohren bestimmte Version lautet, dass der Adventskranz ein bisschen gekogelt und deshalb auch die Wand ein bisschen was abgekriegt hat, weshalb die Maler kommen müssen. Halb so dramatisch also.